Immer wieder erstaunlich ist die Selbstverständlichkeit, mit der die „westliche Kultur“ Zugriff auf alles beansprucht. Bei genauerem Hinsehen zeigt sich diese „westliche Zivilisation“ als weitaus weniger glamourös als auf den ersten Blick. Wohlstand, Ressourcen, „kulturelles Erbe“ – das meiste davon entsteht aus einem quasi selbstverständlichen Zugriff auf Rohstoffe, lebende und tote Materialien, Arbeitskraft und Traditionen aus Weltgegenden, die einfach als Lager für die „erste Welt“ verstanden und verwendet wurden und werden. Nun zeichnet sich der ökonomische Blick nicht dadurch aus, dass er sich langfristig mit Gegebenheiten und Konsequenzen befasst. Was da ist, wird verwendet, und zwar sofort und ohne Rücksicht auf Verluste. Das ist der koloniale Ansatz, und er ist lebendig und destruktiv wie seit jeher. Zur Gier kommt noch die Angst vor allem Unbekannten und die zwanghafte Idee, das Andere anzugleichen oder zu töten. Der Widerstand wird aber auch immer sichtbarer, und viele Menschen fassen angesichts der gehäuften Katastrophen den Entschluss, sich der Realität zu stellen. Auf dem Klimagipfel in Glasgow haben VertreterInnen indigener Bevölkerungen auf die massiven Folgen dieser (neo)kolonialistischen Haltung aufmerksam gemacht. Diese betreffen natürlich nicht nur First Nations. Sie haben absehbare und auch unerwartete Konsequenzen in allen Weltgegenden. Auch wenn Angehörige der First Nations die Klimaveränderungen zeitlich früher zu spüren bekommen, ziehen sich die Konsequenzen unaufhaltsam weiter. Abundia, Nahuatl Aktivist*in für Tierschutz und Rechte indigener Menschen, hat darauf hingewiesen, dass eigentlich die Tiere, als Vorfahren aller Menschen, die ersten BewohnerInnen und damit die eigentlichen First Nations sind. Denn sie leben bereits seit viel längerer Zeit in allen Weltgegenden als Homo sapiens sapiens.
- Also da muss ich schon mal nachforschen, woher das zweite „sapiens“ kommt, bemerkt Zebra skeptisch.
- Du willst nur das zweite erklärt bekommen? erwidert Okapi.
Wir können die vielgestaltige Krise nur überwinden, wenn wir unsere Situation anschauen. Sehen wo wir sind. Das verstörende Bild aushalten: Tiere und Pflanzen verschwinden, Menschen müssen sich neue Wohnorte suchen und werden von den reichen Staaten zurückgewiesen, als wären sie Verbrecher. Landschaften verändern sich, werden zu Wüsten, Steppen oder Hochwassergebieten. Feuer, Stürme und Tsunamis fegen über Land und Lebewesen hinweg. Die Trauer ist enorm. Es braucht Mut und Ehrlichkeit, um hinzusehen und sich einzugestehen, dass dieses Lebens-und Wirtschaftsmodell für massive Zerstörung steht. Die Richtung kann jedoch geändert werden. Aber nur, wenn man den Ausgangspunkt klärt. Das passiert auf persönlicher Ebene und hat Einfluss. Aber es muss auch in größerem Maßstab passieren. Dann lässt sich die Reiseroute für menschliches Überleben auf dem Planeten neu bestimmen.
Foto von Dannysee via Pixabay
Beyond the longest night
Time and again, the matter-of-factness with which "western culture" claims access to everything is astonishing. A closer look reveals "western civilization" to be far less glamorous than at first glance. Prosperity, resources, "cultural heritage" - most of it arises from a quasi self-evident access to raw materials, living and dead materials, labor and traditions from areas of the world that were and are simply understood and used as stock for the "first world". Now the economic view is not characterized by the fact that it deals with circumstances and consequences in the long term. What is there is used, immediately and without consideration. This is the colonial approach, and it is alive and destructive as it has always been. In addition to greed is added the fear of everything unknown and the obsessive idea of assimilating or killing the other. However, resistance is also becoming more and more visible, and many people, faced with the accumulated catastrophes, are taking the decision to face reality. At the climate summit in Glasgow, representatives of indigenous populations drew attention to the massive consequences of this (neo)colonialist attitude. These do not only affect First Nations, of course. They have foreseeable and also unexpected consequences in all parts of the world. Even if members of First Nations feel the effects of climate change earlier, the consequences continue to unfold. Abundia, a Nahuatl activist for animal protection and indigenous rights, has pointed out that the animals, as ancestors of all humans, are actually the first inhabitants and thus the actual First Nations. Because they have been around already for much longer in all world areas than Homo sapiens sapiens.
- So I have to investigate where the second "sapiens" comes from, Zebra remarks skeptically.
- You only want to have the second explained? replies Okapi.
We can overcome the multifaceted crisis only if we look at our situation. See where we are. Endure the disturbing image: Animals and plants disappear, people have to look for new places to live and are rejected by the rich states as if they were criminals. landscapes change, become deserts, steppes or flooded areas. Fires, storms and tsunamis sweep over land and living beings. The grief is enormous. It takes courage and honesty to look and admit that this model of life and economy stands for massive destruction. However, the direction can be changed. But only if one clarifies the starting point. This must happen on a personal level and has influence. But it also has to happen on a larger scale. From then on the itinerary for human survival on the planet can be redefined.
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