-Hey Zebra, ich muss dir was erzählen! ruft Okapi auf dem Weg zum vereinbarten Treffpunkt beim kleinen Fluss. -Du bist zum Krafttier avanciert!
Zebra nähert sich betont lässig. -Ich hoffe, du bist nicht überrascht! entgegnet es. -Das ist mir schon öfter passiert.
Okapi kichert und läßt ein kleines Buch neben sich auf den Boden fallen. -An Selbstbewusstsein mangelt es dir nicht, aber das ist nichts Neues.
-Um wen ging‘s denn? will Zebra wissen.
-Das kann ich dir natürlich nicht sagen, das unterliegt der Verschwiegenheitspflicht. Ich kann dir aber sagen, dass du bei einer Krafttierreise erschienen bist und dein momentanes Wissen zu einer Frage weitergegeben hast. Und dass die Person sehr begeistert war.
Zebra lächelt geschmeichelt. -Was hast du denn erwartet?
-Allerdings hat mir die Person dann noch erzählt, dass sie recherchieren wollte, ob Zebrafell wirklich so angenehm ist, wie es ihr in dieser meditativen Reise vorgekommen ist. Und jetzt pass auf: wenn man die Frage eingibt, „Ist das Fell von Zebras weich?“ kommen zuerst Beschreibungen, wie Kürschner sich damit beschäftigen, aus Zebrafell schöne Vorleger herzustellen bzw. gleich Angebote, wo man solche Felle bestellen kann.
Zebra hat beunruhigt einen Schritt zurück gemacht, es folgt eine wegwerfende Kopfbewegung.
-Immerhin gibt es auch Angebote für Zebrafell-Imitat, fügt Okapi tröstend hinzu. -Aber ist das nicht unglaublich? Die Frage zielt doch auf ganz was anderes ab. Geht es wirklich immer nur um Konsum, Verwertbarkeit und Verfügbarmachen? Irgendwie gewinnt man den Eindruck, dass Konsument:innen sich hier wieder einmal mit fremden Federn schmücken wollen.
Zebra nickt. -Aber wenn es nur noch um Konsum geht, muss die innere Leere ja auch bedeutend sein – immer muss was nachgefüllt werden. Hauptsächlich Essen und Entertainment verschiedenster Sorten. Einige mögen harmlos sein, manche sind es definitiv nicht. Ich sage nur Trophäensammeln.
-Das stimmt leider. Vielleicht kann aber der Versuch, sich mit einem Krafttier zu verbinden, positive Auswirkungen haben? Wenn man dieses Tier als mächtiges und weises Wesen betrachtet, das über einzigartige Eigenschaften und Kenntnisse verfügt?
-Ich bin mir nicht sicher, wirft Zebra ein. Wenn es da wieder nur um Tiere als Symbole für menschliches Verhalten geht, bringt das gar nichts in Bezug auf den Umgang mit der lebendigen Welt.
-Ja, aber es könnte trotzdem ein Türöffner sein. Ich hab da was Interessantes gelesen, pass auf (nimmt das Büchlein, das bisher am Boden gelegen ist und liest) -„Die Verbindung zu einem Krafttier kann die Wertschätzung für die natürliche Welt vertiefen und ein Gefühl der Verbundenheit fördern. Die Ausübung von Praktiken, die Respekt, Empathie und Ehrfurcht für Tiere kultivieren, wie zum Beispiel Trancetechniken, kann indirekt das Verhalten gegenüber realen Tieren beeinflussen. Die Entwicklung eines größeren Bewusstseins für die Heiligkeit allen Lebens und eines tieferen Verständnisses für die gegenseitige Abhängigkeit von Mensch und Natur kann eine mitfühlendere und rücksichtsvollere Haltung gegenüber Tieren fördern.“
-Und wie ist es zu erklären, dass Menschen sich zur Suche nach ihrem Krafttier hingezogen fühlen, auch wenn sie im Alltag keine enge Verbindung zu Tieren haben? Weiß da dein schlaues Buch auch was dazu? will Zebra leicht gereizt wissen.
Okapi blättert mit konzentriertem Gesichtsausdruck. –Ja, hier! „Die Anziehungskraft der Suche nach einem Krafttier lässt sich auf mehrere Faktoren zurückführen: erstens: Unabhängig vom täglichen Umgang mit Tieren besitzt der Mensch eine angeborene Verbindung zur Natur. Zweitens: Tief im Inneren gibt es oft eine Sehnsucht, sich wieder mit der natürlichen Welt und ihren verschiedenen Bewohner:innen zu verbinden. Die Suche nach einem Krafttier ermöglicht es, diese ursprüngliche Verbindung aufzunehmen und eine spirituelle Verbindung mit dem Tierreich herzustellen.“
-Das klingt gut, sagt Zebra versöhnlich. -Also dann mal los. So be it!
-And so it is! antwortet Okapi und klappt das Buch zu.
Bild von © Mohamed_hassan Pixabay
Power Animals
-Hey Zebra, I have to tell you something! Okapi shouts on the way to the agreed meeting point by the little river. -You have advanced to be power animal!
Zebra approaches casually. -I hope you're not surprised! it replies. -This has happened to me before.
Okapi giggles and drops a small book on the floor next to him. -You don't lack self-confidence, but that's nothing new.
-Who was it about? Zebra wants to know.
-I can't tell you that, of course, because it's confidential. What I may tell you though is that you appeared at a power animal journey and passed on your current knowledge about a question. And that the person was very enthusiastic.
Zebra smiles flattered. -What did you expect?
-But then the person told me about trying to research whether zebra fur is really as pleasant as it seemed to be in this meditative journey. And now watch out: if you type in the question, "Is the fur of zebras soft?" you will first get descriptions of how furriers deal with making beautiful rugs out of zebra fur or immediately offers where you can order such skins.
Zebra takes a step back in concern, followed by a discarding head movement.
-After all, there are also offers for imitation zebra fur, Okapi adds soothingly. -But isn't that incredible? The question is aimed at something completely different. Is it really all about consumption, usability and making things available? Somehow one gets the impression that consumers once again want to adorn themselves with other people's feathers.
Zebra nods. -But if it's all about consumption, the inner emptiness must be significant - something always has to be refilled. Mainly food and entertainment of various kinds. Some may be harmless, some are definitely not. I only say trophy collecting.
-That's true, unfortunately. But maybe trying to connect with a power animal can have positive effects? If you consider this animal as a powerful and wise being that has unique qualities and knowledge?
-I'm not sure, Zebra interjects. If it's just animals as symbols of human behavior again, that doesn't do anything in terms of dealing with the living world.
-Yes, but it could still be a door opener. I read something interesting, pay attention (picks up the booklet that has been lying on the floor and reads) -"Connecting with a power animal can deepen appreciation for the natural world and foster a sense of connection. Engaging in practices that cultivate respect, empathy, and reverence for animals, such as trance techniques, can indirectly influence behavior toward real animals. Developing a greater awareness of the sacredness of all life and a deeper understanding of the interdependence of humans and nature can enhance a more compassionate and considerate attitude toward animals."
-And how can it be explained that people are drawn to finding their power animal even if they don't have a close connection to animals in their daily lives? Does your clever book know anything about this? Zebra wants to know, slightly irritated.
Okapi turns the pages with a concentrated expression. -Yes, here! "The attraction of searching for a power animal can be traced back to several factors: first, regardless of daily contact with animals, humans possess an innate connection to nature. Second, deep within, there is often a longing to reconnect with the natural world and its various inhabitants:within. Finding a power animal allows one to pick up on this primal connection and establish a spiritual connection with the animal kingdom."
-That sounds good, Zebra says conciliatorily. -So be it.
-And so it is!, Okapi answers and closes the book.
picture by © Mohamed_hassan Pixabay
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