-Sag mal Okapi, was hältst du von den Feierlichkeiten heute? fragt Zebra.
-Du meinst den Muttertag? Find ich merkwürdig, erwidert Okapi.
-Warum? Also ich meine, ich bin am Überlegen ob das was mit female Empowerment oder Sichtbarkeit zu tun hat. Ist doch eigentlich eine gute Idee, dass hier Mütter einmal gefeiert werden. Also was findest du dran merkwürdig?
-Naja, es wäre schon ok, wenn man die Leistungen von Müttern feiern würde. Aber ich hab das Gefühl, es geht da um ein bestimmtes Bild der Mutter. Die aufopfernde, selbstvergessene Frau, die in bedingungsloser Liebe für ihr Kind sorgt.
Zebra nickt. -Das könnte schon sein. Das sind aber vielleicht nur Interpretationen. Ich habe gelesen, dass der Ursprung der Feierlichkeiten sich bei den Ritualen zu Ehren der Göttin Rhea im antiken Griechenland findet…
Okapi unterbricht aufgeregt: -Ist das die Figur des Mutterarchetyps?
Meines Wissens, ja, in Rom gab es eine ähnliche Figur, Kybele, die so etwas wie die große Göttermutter war.
-Der Name klingt jetzt aber nicht wirklich so römisch, findet Okapi.
-Stimmt, man kannte sie erst in Phrygien, das wäre heute in der Türkei, erklärt Zebramit intellektuellem Ausdruck. -Und in Rom war man so aufgeschlossen, verschiedenste Gottheiten anzuerkennen – nicht dass jemand, den man zwar nicht so gut kennt, beleidigt wäre.
-…und vielleicht doch mächtig! ergänzt Okapi mit listigem Lächeln. -Clever, dem vorzubeugen, finde ich.
-Aber der Muttertag heute beruht eher auf dem traditionellen Rollenbild, das wir vorhin schon besprochen haben, will mir scheinen. Ergänzt von der ewigen alleinigen Verantwortung, die die Psychoanalyse der Mutter zuschiebt.
-Möchtest du andeuten, dass dieser verschrobenen Ansicht nach die Mutter an jedem seelischen Unheil schuld ist? Weil sie das Kind zu sehr oder zu wenig, geliebt hat? Weil sie zu stark oder zu selten präsent war? Okapi kichert. -Gut, dass wir darüber hinaus sind!
-Ja, ein Glück. Hoffen wir‘s jedenfalls. Also feiern wir heute, wenn wir wollen, Mütter die so sind wie sie selbst sein wollen. Die sich zeigen wie sie wirklich sind. Und vielleicht sehen wir auch noch mal genauer hin, was für ein ultimativ krasser Job das ist, den die traditionelle Sichtweise auf einzelne Frauen verteilt.
-It takes a village?
-Genau! Und eine tolle Mutter.
Let's party!
-Tell me Okapi, what do you think about the celebrations today? asks Zebra.
-You mean Mother's Day? I find it strange, replies Okapi.
-Why? Well, I mean, I'm wondering if it has something to do with female empowerment or visibility. It's actually a good idea that mothers are celebrated here. So what do you think is weird about it?
-Well, it would be okay to celebrate the achievements of mothers. But I feel like it's about a certain image of the mother. The self-sacrificing, selfless woman who cares for her child with unconditional love.
Zebra nods. -That could be true. But these are perhaps only interpretations. I have read that the origin of the celebrations can be found in the rituals in honor of the goddess Rhea in ancient Greece....
Okapi interrupts excitedly: -Is that the figure of the mother archetype?
-To my knowledge, yes, in Rome there was a similar figure, Kybele, who was something like the great mother of the gods.
-The name doesn't really sound that Roman, though, Okapi muses.
-That's right, she was first known in Phrygia, which would be in Turkey today, explains Zebra with an intellectual attitude. -And in Rome one was so open-minded to recognize the most different deities - not that someone, whom one does not happen know so well, would be offended.
-And who might perhaps be powerful after all! Okapi adds with a sly smile. -Clever to prevent that, I think.
-But Mother's Day today is based more on the traditional role model we discussed earlier, it seems to me. Supplemented by the eternal sole responsibility that psychoanalysis places on the mother.
-Do you mean to imply that, according to this cranky view, the mother is to blame for every psychological disaster? Because she loved the child too much or too little? Because she was too strong or too seldom present? Okapi chuckles. -Good thing we're beyond that!
-Yes, luckily. Let's hope so, anyway. So today, if we want, we celebrate mothers who are as they want to be. Come as they are. And maybe we'll take a closer look at what the ultimate crass job is that the traditional view distributes to individual women.
-It takes a village?
-Exactly! And a great mother.
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