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Love is all you need - mit Schafen wandern




Ein geruhsamer Nachmittag zwischen Sonne und spektakulären Wolkenformationen, die über den lichten Wald ziehen. Mit Henry, Orpheus-Pumpkin, Jason und ihrer Freundin wandern wir über den sanften Abhang Richtung Sumpf, durch den ein sorgsam gelegter Steinweg hindurchführt. Die Schafpersonen geben einen stimmigen Rhythmus vor, der ruhige Gang wird durch kleine Pausen bei besonders saftigen Gräsern hie und da unterbrochen und erinnert daran, die Umgebung als Ganze zu spüren, den Blick nicht nur auf den unmittelbaren Weg zu richten. Eine friedliche, ruhige Atmosphäre, durchzogen von den weißen Flügeln der Kakadus, von denen hier viele leben, zusammen mit einer Vielfalt anderer Vögel, die mit ihren hinreissenden Melodien das zauberhafte Reich der Musik eröffnet haben. Ab und zu mag es gelingen, einen kurzen Blickkontakt mit diesen schnellen Vögeln zu erreichen. Eine Szene, die man paradiesisch nennen kann, gerade weil sie auf jegliche menschliche Präsenz verzichtet.

 

-Passend zur Jahreszeit möchte ich das schöne Stück „Schafe können sicher weiden“ erwähnen, sagt Zebra und beginnt die betörende Bach-Melodie zu summen. -Season's Greetings, sozusagen.

 

-Allerdings ist die Musik besser als der Text, kommentiert Okapi. -Ich zitiere: „Schafe können sicher weiden wo ein guter Hirte wacht“. Da geht es doch schon wieder mal darum, dass ohne Menschen nichts funktioniert.

 

-Ich kann dir nicht widersprechen. Noch dazu kommt das ganze in einer Jagdkantate vor. Zeigt die innere Zerrissenheit menschlicher Werte – die Schafe werden behütet, gleichzeitig freut man sich über das Jagen anderer Tiere, fügt Zebra hinzu.

 

-Darüber müssen wir mal gesondert nachdenken, beschließt Okapi. -Ich empfehle hingegen „Letters to my sheep“ von Teja Brooks Pribac. Eignet sich auch als wunderbare Lektüre als Geschenk für sich und andere.

 

Es ist ein besonderes Erlebnis die Schafe persönlich kennenzulernen. Ihre Persönlichkeiten sind deutlich verschieden. Die Reaktionen auf meine Präsenz verteilt sich zwischen Neugierde und eleganter Ignoranz. Im Augenkontakt, einmal intensiver, ein ander mal flüchtig, bestätigt sich, wie jeder der drei seinen ganz eigenen Charakter hat. Nicht erstaunlich, wenn man weiß, wie sie leben, wie sie kommunizieren, was sie lieben. Es gibt Schaf-spezifische Eigenarten, aber Individualität ist ausschlaggebend. In ihren „Letters to my sheep“ schreibt Teja Brooks Pribac: “Ich frage mich oft, wie viel sie wissen. Wir Menschen neigen dazu, uns für das "wissende Tier" zu halten, was zum Teil auf unseren angeblich so erstaunlichen kommunikativen Fähigkeiten beruht, aber es gibt mehr Dinge zwischen Himmel und Erde, von denen Menschen nur träumen können. Eine Fülle von Sinnen und Wirkkräften, die mit ihnen kommunizieren." Der Text ist eine rasante meditative Reise durch das Leben mit ihren Schafen. Darin finden sich verschiedene Themen, von Gefühlen über Wahrnehmung und Bewusstsein bis hin zu Spiritualität.

 

Tiere - alle Tiere, also auch Menschen - kommunizieren großteils über ihre Körpersprache. Ihre Bewegungen haben Aussagekraft. Nichtmenschliche Tiere bewegen sich oft mit der Eleganz und Geschmeidigkeit von Tänzerinnen. Ihre Ausdrucksweise ist nicht von Abstraktion geschwächt. Abstraktion bedeutet Distanz – und vielleicht ist das genau die Aufgabe, sie sich uns momentan vermehrt stellt: Nähe herzustellen. Versuchen, die Enge menschlicher Interessen zu überschreiten. Das ganze Spektrum von Wahrnehmung zuzulassen. Gefühle zuzulassen, Klänge und Blicke in eine Tiefe gelangen zu lassen, die berührt. Eine Herausforderung, sich der Vielfalt des Lebens zu stellen. Eine gute Zeit damit zu beginnen ist genau jetzt.

 

 

"Letters to my Sheep" von Teja Brooks Pribac


"Schafe können sicher weiden", BWV 208, Leon Fleisher


Foto: © Kat Smith/Pexels






Love is all you need - Walking with sheep


A peaceful afternoon between sunshine and spectacular cloud formations drifting over the sparse forest. With Henry, Orpheus-Pumpkin, Jason and their friend, we hike over the gentle slope towards the swamp, through which a carefully laid stone path leads. The sheep provide a harmonious rhythm with their calm gait, interrupted here and there by small pauses at particularly lush grasses, reminding us to feel the surroundings as a whole and not just focus on the immediate path. A peaceful, tranquil atmosphere, pervaded by the white wings of the cockatoos, many of which live here, along with a variety of other birds that have invented the enchanting realm of music with their diverse melodies. Every now and then, you may manage to make brief eye contact with these fast birds. A scene that can be called paradisiacal, precisely because it dispenses with any human presence.

 

-In keeping with the time of year, I would like to recommend the beautiful piece "Sheep can safely graze", says Zebra, humming the intriguing Bach melody. -Season's Greetings, so to speak.

 

-However, the music is better than the lyrics, comments Okapi. -I quote: "Sheep can graze safely where a good shepherd watches". Once again, the point is that nothing works without human people.

 

-I can't disagree with you. What's more, the whole thing appears in a hunting cantata. Shows the inner conflict of Christian values - the sheep are protected, but at the same time people are happy about hunting other animals, adds Zebra.

 

-We'll have to think about that separately, Okapi decides. -I recommend "Letters to my sheep" by Teja Brooks Pribac. It's also a wonderful read as a gift for yourself and others.

 

The personalities of the sheep are clearly different. Their reactions to my presence range from curiosity to elegant ignorance. Eye contact, sometimes more intense, sometimes fleeting, confirms how each of the three has its very own character. Not surprising when you know how they live - how they communicate, what they love. There are sheep-specific characteristics, but individuality is crucial. In her "Letters to my sheep", Teja Brooks Pribac writes: "I often wonder how much you know. Humans tend to think of ourselves as the “knowing animal”, partly based on our presumably amazing communicative skills, but there are more things in heaven and earth that are dreamt of by the human. A wealth of senses and agencies to speak to them.” The text is a fast-paced meditative journey through life with her sheep. It covers various topics, from feelings to perception and consciousness to spirituality.

 

Animals - all animals, including humans - communicate largely through their body language. Their movements are expressive. Non-human animals often move with the elegance and suppleness of dancers. Their expression is not weakened by abstraction. Abstraction means distance - and perhaps that is precisely the task we are increasingly facing at the moment: To create closeness. To try to transcend the narrowness of human interests. To allow the whole spectrum of perception. To accept feelings, to allow sounds and looks to reach a level of depth that touches. A challenge to face the diversity of life. A good time to start is right now.

 

"Letters to my Sheep" von Teja Brooks Pribac


"Sheep may safely graze", BWV 208, Leon Fleisher


Photo: © Kat Smith/Pexels


 

 

 

 

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